Allein oder Einsam? Tipps vom Lebenskraftcoach
Jeder ist mal allein, jeder fühlt sich mal einsam. Das muss nicht unbedingt miteinander zusammenhängen.
Eine Veränderung der Lebenssituation nach Trennung, Scheidung oder Tod des Partners kann häufig ein Anlass sein, sich professionelle Hilfe zu suchen. Die Seele weint, das Herz schmerzt und es ist Beratung notwendig, um das Leben neu zu organisieren, mit der Traurigkeit umzugehen und mit dem Alleinsein zurecht zu kommen.
Viele wissen, dass nach solchen einschneidenden Ereignissen die Zeit einiges bewirken kann und Geduld eine sehr wichtige Rolle spielt. Dennoch ist es ratsam, sich selbst in dieser Lebensphase wichtig zu nehmen und achtsam zu sein, welche Gefühle außer Traurigkeit und Unsicherheit noch sichtbar werden.
Immer häufiger kommt das Thema Angst vor dem Alleinsein oder Angst vor Einsamkeit auf. Es stellt sich als sehr beklemmend dar und kann sogar in einer Depression münden.
„Alleinsein“ und „Einsamkeit“ werden immer häufiger miteinander vermischt und als bedeutungsgleich wahrgenommen. Dabei ist es jedoch wichtig, sich die Unterschiede bewusst zu machen.
Alleinsein ist ganz objektiv gesehen, nichts weiteres, als ein Zustand. Du kannst beispielsweise alleine in deinem Büro sitzen, alleine spazieren gehen oder alleine auf dem Sofa sitzen und ein gutes Buch lesen und zwar ohne dich einsam zu fühlen.
Einsamkeit dagegen ist ein Gefühl und beschreibt dein inneres Befinden. Du fühlst dich von allen verlassen und ungeliebt. Dir fehlt das Gefühl, dazuzugehören und du scheinst irgendwie anders als andere zu sein. Das hat jedoch nicht zwingend etwas mit dem Alleinsein zu tun. Du kannst dich im Kreise vieler Menschen befinden und dich trotzdem einsam fühlen.
Die Angst vor Einsamkeit
In der Regel haben nur wenige Menschen Angst vor dem Alleinsein, auch wenn sie das vielleicht so sagen. Vielmehr ist die Angst vor der Einsamkeit ein stark belastendes Gefühl, ein Gefühl der Kälte, der inneren Leere und Verlassenheit.
Dabei schwingt immer die Angst mit, nicht mehr dazuzugehören, gar ausgeschlossen zu sein. Viele fühlen sich unvollständig, nicht nur vom Partner, sondern von der ganzen Welt verlassen worden zu sein. Viele Menschen sagen zwar: „Ich fühle mich allein“, jedoch müsste es eigentlich heißen: „Ich fühle mich einsam“. Doch ist dieser Satz für Viele häufig schambesetzt.
Der Umgang mit Einsamkeit
Es mag vielleicht paradox klingen, doch kannst du dich im Alleinsein üben, um möglichen aufkommenden Einsamkeitsgefühlen vorzubeugen, damit sie dich nicht überraschen.
Oft wird das Alleinsein gemieden, damit diese vermeintlich störenden Gefühle der Einsamkeit nicht auftreten können. Aber glaubst du wirklich, dass es im Leben möglich ist, Alleinsein oder Phasen der Einsamkeit vermeiden zu können?
Eher nicht!
Vielleicht steht ein Job Wechsel an, mit neuen Kollegen, oder sogar ein Umzug in eine fremde Stadt, fernab von deiner Heimat, deiner Familie, deinen Freunden.
Doch selbst wenn du dich auf diese Veränderung freust, wirst du dich bestimmt anfangs fremd fühlen und merken, wie schwer es sein kann, sich einen neuen Freundeskreis aufzubauen. All das braucht Zeit und Geduld und bringt sicherlich auch einige Gefühle der Unsicherheit mit. Ist es also nicht sinnvoll, dir zuzugestehen, dass diese Gefühle völlig normal sind?
Hierbei ist es wichtig, deine Aufmerksamkeit nach Innen zu richten, anstatt dich mit ständigen Aktivitäten abzulenken.
Frage dich stattdessen nach deinen Wünschen und Sehnsüchtigen. Frage dich, was du wirklich möchtest, was deine Bedürfnisse sind. Viele vermeiden dies, weil sie Sorge haben, dass sich diese Fragen zu Zukunftsängsten entwickeln. Dabei ist es gerade jetzt so wichtig, dass du mit dir im Kontakt bist, um deine Ressourcen zu entdecken und weiterzuentwickeln.
Einsamkeit ist ein mächtiges Gefühl, welches in den unterschiedlichsten Situationen sehr überraschend aufkommt.
Vielleicht erlebst du gerade etwas Wunderschönes und merkst dann, dass du dich einsam fühlst, da niemand in diesem Moment da ist, mit dem du dieses Erlebnis teilen kannst.
Oder du hast gerade deinen Job verloren oder dein Partner/ deine Partnerin sich von dir getrennt hat. In diesen Fällen ist das Gefühl der Einsamkeit eine natürliche Reaktion auf solche Veränderungen.
Selbst positive Veränderungen im Leben können das Gefühl der Einsamkeit aufkommen lassen. Die erste eigene Wohnung, nicht mehr im Schoße der Familie zu wohnen oder die Geburt deines Kindes, können einschneidende Erlebnisse in deinem Leben sein, die dich anfangs überfordern und sogar einsam fühlen lassen. BITTE HABE VERSTÄNDNIS FÜR DICH!
Einsam in Beziehungen
Viele Menschen sind erschrocken, wenn sie sich in ihrer Partnerschaft einsam fühlen. Vielleicht möchte die Einsamkeit etwas sagen!
Kommt dir das Gefühl bekannt vor? Hast du dich auch schon mal in deiner Beziehung einsam gefühlt oder geht es dir möglicherweise sogar in diesem Moment so?
Vielleicht macht es Sinn, die Beziehung genauer zu hinterfragen:
- Wird ausreichend kommuniziert?
- Werden deine eigenen Bedürfnisse wahrgenommen und gelebt?
- Sprichst du über deine Wünsche mit deinem Partner/ deiner Partnerin?
Hier ist es wichtig, das Gespräch zu suchen, vielleicht auch mit professioneller Unterstützung. Und wenn keine positive Veränderung sichtbar wird, vielleicht den Schritt zu wagen, wieder neue, eigene Wege zu gehen.
Einsam in einer Gruppe von Menschen
Kennst du die Situation, dass du zum Beispiel auf einer Party eingeladen bist, auf der du niemanden kennst? Hast du dich in diesen Momenten auch schon mal einsam gefühlt? Entspannung tritt ein, in dem Moment, in dem du mit jemandem ins Gespräch kommst. Du merkst, dass die Einsamkeit verfliegt.
Schwierig wird es, wenn die Einsamkeit chronisch wird
In solchen Situationen gibt es Bekannte, die dir möglicherweise raten, doch mehr unter Leute zu gehen, nicht immer alleine zuhause zu bleiben.
Jedoch kostet das viel Energie und Überwindung. Einige Menschen raffen sich dann auf und gehen mit sehr hohen Erwartungen aus. Im Anschluss daran fühlen sie sich jedoch noch viel einsamer und sie sind frustriert darüber, wieder in die leere Wohnung zurückkehren zu müssen und schon wieder keine neuen Kontakte geknüpft zu haben.
Mein Tipp:
Wenn du dich einsam fühlst und dich überwindest, unter Menschen zu gehen, dann erkenne genau das schon positiv an. Lobe dich dafür, dass du den Schritt gewagt hast, aus deinem Schneckenhaus hinaus zu gehen. Es ist wichtig auch kleine Schritte anzuerkennen. Gerade in einsamen Zeiten steht die Selbst–Fürsorge an erster Stelle. Also bitte:
Sei stolz auf dich! Dies ist ein Anfang!
Alleinsein lernen und Geselligkeit üben
Alleinsein kannst du üben. Es ist hilfreich, Zeit mit DIR zu verbringen, um nach deinen Wünschen und Bedürfnissen zu lauschen.
Doch wie immer gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. Denn wer viel alleine ist und die Vorzüge der Stille zu schätzen weiß, kann gelebte Gemeinschaft und die dadurch verbundene Unruhe schnell als Zuviel erleben.
Es ist wie in vielen Lebensbereichen ein echter Balanceakt. Ob in der Partnerschaft oder auch in anderen Gemeinschaften ist ein stetiger Wechsel von Nähe und Distanz notwendig, um im eigenen Gleichgewicht leben zu können. Ein Wechsel zwischen Rückzug und Geselligkeit hilft dir, bei dir selbst zu sein, aber auch gesellschaftlich eingebunden zu werden.
WICHTIG
Der schmale Grat zwischen Gesundheit und Krankheit kann leicht überschritten werden. Deshalb kommt es immer auf die Ausprägung der Gefühle an, bevor man von einer Depression spricht.
Einsamkeit, Zukunftsängste, innere Leere und die daraus resultierenden Unsicherheiten können auch Symptome einer Depression sein.
Menschen mit Depressionen neigen dazu, sich aus sozialen Aktivitäten zurückzuziehen. Sie versuchen ihren Schmerz alleine zu bewältigen und wollen andere nicht belasten. Allerdings verschlimmert das den Zustand zusätzlich. Deshalb ist dieser soziale Rückzug, die soziale Isolation nicht mit dem Gefühl der Einsamkeit zu verwechseln.
Sollte dir auffallen, dass der Leidensdruck dein Leben beherrscht ist es notwendig, dir professionelle Hilfe zu holen, um eine Depression auszuschließen und bei Bedarf zu behandeln.